Zwicken statt tippen und klicken

What’s next? Veränderungen begegnen Unternehmen am besten mit Innovationskraft und Wandlungsfähigkeit. Nur, worauf sollten sie reagieren? Wie erkennen sie neue Entwicklungen, bevor diese zur Disruption werden? Das Hype-Thema im Jahr 2023 war Künstliche Intelligenz. 2024 könnten es Gestensteuerung und Wearables sein.

Mal wieder geht Apple bei einer technischen Innovation für Verbraucher mit voran. Mit der Funktion „Double Tap“ können Besitzer einer Apple Watch seit Oktober 2023 einige Funktionen ihrer Uhr ansteuern, indem sie Zeigefinger und Daumen kurz zusammentippen – etwa einen Anruf annehmen oder Musik abspielen. Es ist der Versuch, die Bedienung von technischen Geräten erneut zu verändern. Statt auf einem Display zu wischen und zu tippen, wird die Interaktion natürlicher – und auch einhändig möglich. Nachdem Touchscreens seit der Erfindung des iPhones Tasten bei der Bedienung der Geräte abgelöst haben, erwarten Technologieexperten, dass in den kommenden Jahren der nächste Sprung erfolgen wird. Dabei sind Fingerbewegungen wie bei der Apple Watch nur der Anfang. Autohersteller erforschen, wie sich bestimmte Funktionen im Fahrzeug mit der Bewegung der Augen steuern lassen. Am Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik entwickelt ein Forscherteam eine Technologie, mit der Arbeiter Schwerlastroboter mit den Armen dirigieren und programmieren können. Und sogar für den Handel bieten sich Anwendungsfelder. Das Berliner Startup Garamantis etwa bietet ein System an, das Finger und Handbewegungen von Passanten erkennt, die vor einem Schaufenster stehen. Allein durch Gesten können sie Produkte auf einem Drehteller rotieren und von allen Seiten ansehen oder zugehörige Informationen auf einem Bildschirm aufrufen.  

Die Vorteile von Gestensteuerungen sind offensichtlich. Sie füllen die Lücke zwischen Sprachsteuerung – die nicht für jede Umgebung geeignet ist – und der gelernten Bedienung auf einem Touchscreen, die auf einem kleinen Handy- oder Uhrendisplay ebenfalls limitiert ist. Die Zukunftsforscherin Amy Webb spricht in einem Technologieausblick auf das Jahr 2024 sogar schon vom Ende des Smartphones, das von Wearables ersetzt werde. Webb zufolge stehen etwa intelligente Brillen, an denen auch Meta, Google und Microsoft seit langem forschen, vor dem Durchbruch. Durch den KI-Boom des vergangenen Jahres ist die Bereitschaft von Verbrauchern, vernetzte Geräte und Wearables wie Brillen mit Navigationssoftware oder Armbänder zur Gestensteuerung zu kaufen, deutlich gestiegen. Das hat auch die Unternehmensberatung Capgemini in einer Verbraucherumfrage ermittelt. „Verbraucher möchten vernetzte Geräte nutzen, um sich das Leben zu erleichtern – aber diese können noch viel mehr. Sie haben das Potenzial, hochgradig personalisierte Produkte und Dienstleistungen zu ermöglichen“, sagt Nicolas Rousseau, Group Offer Leader Intelligent Products & Services bei Capgemini. 

Wie so etwas aussehen kann, zeigt der AI Pin des US-amerikanischen Startups Humane. Das kleine Gerät stecken sich Nutzer sich wie eine Brosche an die Kleidung. Es besteht im Wesentlichen aus einer Kamera, einem Lautsprecher und Mikrofon und einem Projektor, der Informationen und Menüs auf die Handinnenfläche werfen kann. Durch Neigen der Handfläche wählt man aus, durch Zusammendrücken von Daumen und Zeigefinger bestätigt man. So oder per Sprachbefehl kann der AI Pin Anrufe tätigen, Nachrichten senden, im Internet browsen und Co. – im Grunde vieles, was auch ein Smartphone kann. In den USA ist er bereits vorbestellbar und soll im Lauf des Jahres für rund 700 Dollar auf den Markt kommen. Dann wird sich zeigen, ob die Menschen tatsächlich bereit sind, ganz aufs gewohnte Smartphone zu verzichten.  


Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Christian Raschke
Bildnachweis: d3sign / Getty Images



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