SchuldnerAtlas Oberfranken 2025

Erstmals seit 2017 nimmt die Zahl überschuldeter Menschen in Oberfranken wieder zu. 103.707 Privatpersonen gelten als überschuldet – ein Plus von 0,9 Prozent. Steigende Lebenshaltungskosten, Energiepreise und Jobverluste setzen viele Haushalte unter Druck. Besonders betroffen: Männer und junge Erwachsene.

 

Trendwende: Überschuldung in Oberfranken steigt wieder

Erstmals seit 2017 ist die Zahl überschuldeter Verbraucherinnen und Verbraucher in Oberfranken* wieder gestiegen. Zum Stichtag 1. Oktober 2025 wiesen 103.707 Privatpersonen Überschuldungsmerkmale auf. Gegenüber dem Vorjahr (102.830 Personen) entspricht das einem Anstieg um 0,9 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Creditreform SchuldnerAtlas 2025 hervor.

Der SchuldnerAtlas definiert private Überschuldung als den Zustand, in dem die Einnahmen einer Person nicht mehr ausreichen, um die finanziellen Verpflichtungen dauerhaft zu erfüllen.

"Nach mehr als zwei Jahren Wirtschaftskrise verschlechtert sich zunehmend die finanzielle Lage vieler Verbraucherinnen und Verbraucher. Preissteigerungen – etwa bei Energie – und allgemein höhere Lebenshaltungskosten haben im vergangenen Jahr bei vielen zu finanziellem Stress geführt“, erklärte Kevin Göhring, geschäftsführender Gesellschafter von Creditreform Bayreuth. „Zudem hat die Wirtschaftskrise inzwischen den Arbeitsmarkt erreicht. In zahlreichen Branchen wurden Kapazitäten abgebaut und Personal entlassen. Arbeitslosigkeit bleibt ein wesentlicher Auslöser für Überschuldungsprozesse.“

Fast sieben Prozent sind überschuldet

Die Schuldnerquote – das Verhältnis überschuldeter Personen zur Gesamtbevölkerung – ist in Oberfranken von 6,89 auf 6,93 Prozent gestiegen. Damit liegt die Region weiterhin unter dem Bundesdurchschnitt von 8,16 Prozent, der Anstieg fiel zudem etwas schwächer aus als im gesamten Bundesgebiet (+0,07 Prozentpunkte).

Dennoch verschärft sich in vielen Landkreisen und kreisfreien Städten Oberfrankens die Überschuldungssituation. Den stärksten Anstieg verzeichnete der Landkreis Lichtenfels mit +0,21 Prozentpunkten.
Entgegen dem allgemeinen Trend meldeten einige Regionen einen Rückgang – beispielsweise Hof, wo die Schuldnerquote um 0,40 Prozentpunkte sank. Dennoch bleibt die Lage dort kritisch: 11,84 Prozent der erwachsenen Einwohnerinnen und Einwohner gelten als überschuldet – der höchste Wert in ganz Oberfranken. Am unteren Ende der Skala liegt der Landkreis Tirschenreuth mit einer Schuldnerquote von lediglich 4,51 Prozent.

"Eine Zeit lang konnten private Haushalte durch Konsumzurückhaltung einen weiteren Anstieg der Überschuldung verhindern. Dieser Dämpfungseffekt schwächt sich jedoch zunehmend ab. Mittlerweile stoßen viele Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten an ihre finanziellen Grenzen“, so Göhring.

Hohe Überschuldungsquote bei Männern

Der aktuelle Anstieg der Verbraucherüberschuldung in Oberfranken ist vor allem auf die Männer zurückzuführen. Ihre Schuldnerquote stieg um 0,09 Prozentpunkte auf 8,04 Prozent, während die Quote der Frauen mit 5,12 Prozent unverändert blieb.

"Ein wesentlicher Grund für die stärkere Betroffenheit von Männern dürfte der Abbau von Industriearbeitsplätzen sein. Männer sind hier überdurchschnittlich beschäftigt. Hinzu kommt, dass Männer häufiger selbstständig sind – auch das erhöht das Risiko einer Überschuldung“, betonte Philipp Ganzmüller, geschäftsführender Gesellschafter Creditreform Bayreuth.

Junge Erwachsene zunehmend gefährdet

Zwischen den Altersgruppen zeigen sich deutliche Unterschiede. Besonders stark nahm die Überschuldung bei unter 30-Jährigen zu: Ihr Anteil stieg von 6,55 auf 6,85 Prozent (+0,30 Prozentpunkte). Gesunken ist die Schuldnerquote lediglich bei den 60- bis 69-Jährigen. Am stärksten betroffen bleibt die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen: 11,20 Prozent von ihnen weisen Überschuldungsmerkmale auf. Bei den Seniorinnen und Senioren ab 70 Jahren liegt die Schuldnerquote dagegen bei nur 2,12 Prozent.

Überschuldung verhärtet sich

Von den überschuldeten Personen in Oberfranken wiesen 43.474 eine geringere Überschuldungsintensität auf. Dazu zählen etwa Mahn- und Inkassofälle bei mehreren Gläubigern, die (noch) nicht zu gerichtlichen Negativmerkmalen geführt haben. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen leichten Anstieg um 0,7 Prozent.

Bereits harte Überschuldungsfaktoren – also gerichtliche Negativeinträge oder ein Antrag auf Privatinsolvenz – wurden bei 60.233 Personen festgestellt (Vorjahr: 59.670).

"Liegen bereits juristische Negativmerkmale vor, wird der Weg aus den Schulden zunehmend schwieriger. Doch auch bei noch ‚weichen‘ Überschuldungsmerkmalen können überzogene Konsumwünsche und Selbstüberschätzung schnell in die Schuldenfalle führen“, ergänzte Ganzmüller.

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Bayreuth, 14. November 2025

 


*Landkreise Bayreuth, Forchheim, Wunsiedel i. Fichtelgebirge, Kulmbach, Tirschenreuth, Kronach, Lichtenfels und kreisfreie Stadt Bayreuth, Stadt und Landkreis Coburg, Stadt und Landkreis Hof, sowie die Landkreise Vogtlandkreis, Sonneberg, Hildburghausen, Suhl, Schmalkalden-Meiningen und weiteren Landkreisen bzw.- teilen.



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