Creditreform Magazin

Geld für grünen Wasserstoff

Neben Erneuerbaren und Energieeffizienz ist neuerdings Wasserstoff die dritte Säule der Energiewende. Allerorten sprießen geförderte Projekte aus dem Boden. Creditreform zeigt wichtige Geldquellen für Unternehmen jeder Größe auf.

Jahrzehntelang stand die Förderung von Solar und Wind im Fokus – jetzt rückt auch grüner Wasserstoff in der Gunst der Regierenden auf. Die Politik hat die Förderung von grünem Wasserstoff als Energieträger der Zukunft entdeckt. Damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird – ohne dabei seine industrielle Basis zu verlieren –, stellen der Bund und die Bundesländer immer mehr öffentliche Gelder zur Verfügung.  

Dies gilt vor allem für die norddeutschen Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, die eine Norddeutsche Wasserstoffstrategie formuliert haben. Diese skizziert den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft bis zum Jahr 2035. Auch Zwischenziele sind formuliert: Bis 2025 sollen in Norddeutschland mindestens 500 Megawatt und bis 2030 mindestens fünf Gigawatt Elektrolyseleistung zur Erzeugung des klimaneutralen Energieträgers installiert sein.  

Die Nordländer mit viel Platz und Wind sowie Häfen sind prädestiniert für die Ansiedlung einer Wasserstoffwirtschaft. Von immenser Bedeutung war und ist Energie insbesondere aber auch für Nordrhein-Westfalen mit seinen vielen energieintensiven Unternehmen, die alle auf klimaneutrale Produktionsverfahren umgestellt werden müssen. Zum Beispiel will ThyssenKrupp seine Stahlerzeugung klimaneutral gestalten – mit Wasserstoff. Diese Transformation ist eine riesige Aufgabe – auch national. 
 


 

Bundesregierung plant umfangreiche Förderung für Wasserstoff 

Die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung freilich befindet sich noch in der Ressortabstimmung, wie Susanne Ungrad, Pressereferentin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sagte. Noch in der Planungsphase seien weitere Programme wie die Förderung von Offshore-Wasserstofferzeugung und von Wasserstoffkraftwerken.  

Der Anfang ist gemacht. Die ersten Fördermaßnahmen und geförderten Projekte des Bundes sowie der Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen laufen. Der Bund ist etwa über die KfW Bankengruppe aktiv. Sie gewährt Unternehmen jeder Größe zinsgünstige Darlehen auch für Projekte im Bereich Wasserstoff.  

Gefördert werden insbesondere die Produktion von Elektrolyseuren, Speichern, Netzen, Brennstoffzellen und die Umrüstung von Gaskraftwerken, berichtet Charis Pöthig, Sprecherin des Instituts. Bei Konsortialkrediten übernimmt die KfW anteilig das Risiko. Kreditanträge stellen Unternehmen wie bei vielen KfW-Darlehen über ihre Hausbank. Zur Vorbereitung des Bankgesprächs sollten Antragsteller das Online-Werkzeug „KfW-Förderassistent“ nutzen. 

Über ihr Programm „Erneuerbare Energien“ gewährt die KfW zinsgünstige Kredite bis zu 50 Millionen Euro für sogenannte Power-to-X-Vorhaben (PtX), also auch für Elektrolyseure. Diese Geräte spalten Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff auf. Dafür notwendig ist Strom. Dieser muss – damit der Wasserstoff „grün“ ist – aus erneuerbaren Quellen stammen. Um diese Technologie im großen Stil auf dem Energiemarkt auszurollen, „ist neben guten Rahmenbedingungen auch eine gezielte staatliche Unterstützung nötig“, begründet die KfW ihre Aktivitäten. 

PtX-Plattform bündelt Wasserstoff-Finanzierungsprodukte 

Was die Förderung von Wasserstoffvorhaben im Ausland angeht, ermögliche die KfW ab dem zweiten Halbjahr 2023 die Antragstellung über ihre neue PtX-Plattform, erklärt KfW-Sprecherin Pöthig. Laut einer Mitteilung der Förderbank handelt es sich um die weltweit erste Förderplattform zur Finanzierung von grünem Wasserstoff und seinen Folgeprodukten wie Methan, Methanol und Ammoniak. Diese Derivate werden insbesondere in der Schwerindustrie, in der Luft- und Schifffahrt sowie in der Grundstoffchemie genutzt. Die PtX-Plattform bietet Investoren aus einer Hand Finanzierungsprodukte wie Eigenkapitalbeteiligungen, Darlehen und Zuschüsse der KfW. Im Kern besteht die Plattform aus zwei Fonds: dem PtX-Entwicklungsfonds des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem PtX-Wachstumsfonds des BMWK. Der erste Fonds soll Entwicklungs- und Schwellenländern oder deren Staatsunternehmen gemeinsam mit privaten Investoren eine Finanzierung von Anlagen zur Gewinnung von grünem Wasserstoff ermöglichen. Der Wachstumsfonds richtet sich an europäische Unternehmen mit Sitz oder Betriebsstätte in Deutschland zwecks Finanzierung von Anlagen zur Herstellung, Transport, Speicherung und Nutzung von Wasserstoff und den dazu notwendigen erneuerbaren Energien. Durch die Beteiligung des Bundes und die Finanzierung durch die KfW soll ein Potenzial von mehr als 2,5 Milliarden Euro zur Hebelung privater Investitionen bestehen.  

Während vor allem das BMWK noch Förderprogramme plant, berichten die zuvor genannten Bundesländer bereits von umgesetzten Projekten. Beispielsweise hat die NRW.Bank, die Förderbank Nordrhein-Westfalens, eigenen Angaben zufolge mehrere Wasserstofftankstellen finanziert. Kunde ist Regionalverkehr Köln (RVK). Das Unternehmen will bis 2025 seinen Fuhrpark um 108 Wasserstoffbusse erweitern. Möglich macht dies auch eine Förderung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, berichtet RVK auf seiner Homepage. Demnach haben Bund und Land das Vorhaben unterstützt.  


Mit grünem Wasserstoff weg vom Gas 

Die NRW.Bank weist darauf hin, dass mehrere Programme des Landes die Förderung auch von Wasserstofftechnologien ermöglichen. Sie heißen „Infrastruktur“, „Elektromobilität“ und „Digitalisierung und Innovation“ und seit Ende 2022 auch „Weg vom Gas“, womit Erdgas gemeint ist. Das neue Angebot gewähre kleinen Unternehmen neben einem günstigen Zinssatz einen Tilgungsnachlass von bis zu 200.000 Euro. Gefördert werden auch Wasserstoff-Elektrolyseure. Die Kreditsumme reicht bis zwei Millionen Euro.  

Zuschüsse zu Investitionsvorhaben gebe die Förderbank über das Regionale Wirtschaftsförderprogramm (RWP), wenn dadurch Arbeitsplätze entstehen oder gesichert werden. In diesen Fällen müssen Anträge auf einem formgebundenen Vordruck direkt bei der NRW.Bank eingereicht werden, erklärt Caroline Fischer, Direktorin und Leiterin Unternehmenskommunikation des Instituts.  

Matthias Reinel, Pressesprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums, zählt weitere Fördertöpfe auch für grüne Wasserstoffprojekte auf: die Förderrichtlinie progres.nrw in den drei Ausprägungen „Innovation“, „Klimaschutztechnik“ und „Emissionsarme Mobilität“. Dabei gehe es um die Förderung von Grundlagenforschung, stationären wasserstoffbasierten Energiesystemen wie Elektrolyseuren, Speichern und Heizkesseln, Brennstoffzellen-Fahrzeugen sowie die bereits erwähnte Unterstützung von Wasserstofftankstellen.  

Auch Carolin Oppermann, Sprecherin des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums weist darauf hin, dass „in vielen Energieförderprogrammen Wasserstoff mit drin ist, ohne dass es explizit draufsteht.“ Das heißt: Interessierte Unternehmen müssen die Berater bei der zuständigen Investitions- und Förderbank, der NBank, um Unterstützung bitte. Derzeit erarbeitete das Ministerium eine neue Wasserstoffrichtlinie, nachdem die alte Richtlinie Ende 2022 ausgelaufen sei. 

Die ersten Unternehmen profitieren von der Förderung 

Doch es gebe schon etliche Beispiele von Unternehmen, die die bisherige Förderung genutzt haben: A-Tron Blockheizkraftwerke würden – gemeinsam mit Partnern – ausloten, ob sich Blockheizkraftwerke nur mit Wasserstoff betreiben lassen. Aspens, ein Hersteller von Sonderkraftstoffen, die Stadtentwässerung Hannover sowie weitere Partner verfolgten das Ziel, ein Großklärwerk durch die Integration einer Wasserstoffproduktionsanlage energetisch effizienter zu gestalten. Und gleich mehrere Unternehmen, namentlich CEC Haren, Agco (Fendt) und Röchling Engineering Plastics, erprobten zusammen mit Hochschulen die Umsetzung einer dezentralen Wasserstoffwirtschaft für den Agrarbereich, also etwa wasserstoffbetriebe Traktoren.  

Insgesamt also sprießen an zahlreichen Stellen geförderte Wasserstoffprojekte aus dem Boden. Für Unternehmen lohnt es sich, bei der Förderbank ihres Bundeslandes nachzufragen, ob ein geplantes Vorhaben in den Genuss von Zuschüssen oder zinsgünstigen Darlehen kommt. Schließlich geht es für die deutsche Wirtschaft um einen der größten Umbrüche seit der Industriellen Revolution. Manche Beobachter warnen sogar, dass ohne einen raschen Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in zehn bis 20 Jahren keine Chemieanlagen oder Hochöfen mehr zu betreiben seien. Ob bis dahin genug grüner Wasserstoff zur Verfügung steht, ist ungewiss. Die vielen Fördertöpfe jedenfalls sollen zum Gelingen der Energiewende beitragen. Möglicherweise läuten sie den Beginn eines Wasserstoffzeitalters ein.  

Nützliche Links 

  • https://www.ptj.de 
    Lotsenstelle des Bundes beim Projektträger Jülich (PtJ). Der Service hilft Unternehmen dabei, ein passendes Förderangebot zu finden. Die Lotsenstelle startet mit dem Go-Live der geplanten Internetseite zur Nationalen Wasserstoffstrategie.  

Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Stefan Terliesner
Bildnachweis:  Andriy Onufriyenko / Getty Images